Donnerstag, Mai 28, 2009

Stolz





Es ist interessant, wie sehr man auf jemanden stolz sein kann, obwohl er noch nie etwas geleistet hat. Wenn man jemanden über alles liebt, dann macht dich nicht die Leistung desjenigen stolz, sondern die Liebe zu demjenigen. Was kann ein Kind schon? Es kann nicht helfen, es kann nicht beitragen. Es kostet nur und lässt einen nicht schlafen. Es bringt deine Pläne durcheinander. Ein Kind leistet nichts. Aber du liebst es. Du bist stolz.

Ich habe mir immer vorgenommen, nicht einer der Väter zu sein, der von seinem Kind vorschwärmt. Mein Sohn konnte schon mit 3 Monaten laufen und rechnen. Ach, unseres ist ja so toll, das kann nur er, kein anderes Kind auf dieser Welt. Von 500 Millionen Kinder auf der Welt, ist ausgerechnet diese Kind das schlauste? Er wurde schon mit 3 eingeschult. Meine Kleine ist ein Genie, sie kann mit Hamstern reden. Mein Sohn hat schon von klein auf komplizierte Sachen gebaut. Na ja Leute...Wir sollten realistisch sein. Es wird immer ein hübscheres und klügeres Kind geben. Irgendwo bestimmt. Aber das tolle ist, du willst das andere ja garnicht. Du willst nur deins.

Wie gesagt, ich habs mir vorgenommen und ich halt es auch meistens ein, aber manchmal überkommt einen der Stolz und zwar nicht im Sinne von "Schaut, mein Produkt!", nein, stolz, ohne den geringsten Funken von Selbstsucht, Eigensinn und Egoismus. Alles für den anderen. Alles bis aufs letzte. In wirklich allen Bereichen des Lebens, ob Ehe, Kirche, Beruf, Freundschaft oder Hobby, spielt Eigeninteresse eine Rolle. Mal mehr mal weniger - in Bezug auf das Kind aber - überhaupt nicht.

Ich glaube, dass Gott liebt. Und zwar nicht auf Grund von Leistung. Er liebt, wie ich meine Tochter liebe - aber nur unendlich viel reiner und besser. Er liebt seine Kinder, die wir ja nun mal sind und dann ist er auch stolz. Er zeigt uns den anderen Wesen im Himmel und dabei atmet er tief ein, den Blick auf uns gerichtet. Wie ein Kind, verdrecken wir uns, machen Fehler und fallen so oft. Es gibt so viel hübschere und klügere Kinder als es wir je sein werden - aber ER schaut auf uns und ist stolz - nicht unserer Errungenschaften wegen - sondern seiner unerklärlichen Liebe wegen.

3.16

Hip Hop is dead



Es gab mal eine Zeit, in der Hip Hop und Rap etwas zum Ausdruck bringen wollten. Aus den Schwarzenghettos Amerikas entstehend, verschafften sich junge Männer Gehör, in dem sie sich gegen Polizeibrutalität, soziale Missstände und Ungerechtigkeiten auflehnten - als Waffe der Reim und die Schallplatte auf dem Turntable. Sie nannten sich Public Enemy oder Grandmaster Flash oder Run Dmc und gaben der Jugend auf der Welt eine Stimme – immer dann, wenn man sie überhören wollte. Was Che für die 70er war, das war Hip Hop für die 80er und 90er. Mit der Starter Jacke an, mit der Sprühdose in der Hand gegen die Weltkonzerne und die willkürliche Politik des bürgerlichen Establishments. Eine Tüte Grass und ein ausgeliehenes LapTop als Nebeneffekt. Wir verändern die Welt – und im Ohr der Hip Hop.

Irgendwann kam aber der Teufel in Form des Geldes. Immer mehr Produzenten, Labels, Vermittler, Berater und ununterdrückte Weiße redeten mit. Aus Politik wurde Sex. Aus Revolution wurde Kommerz. Aus Scratch wurde Elektro. Aus Klammoten wurden Labels. Und so hingen die Jungs nicht mehr auf der Veranda ihrer Holzhäuser in South Central herum, sondern in ihren peinlich kitschigen 15 Millionen Dollar Villen, die sie bei Cribs vorstellten. Die Videoclips zeigten auf einmal nur noch Dollarscheine, Champagner, Silikonbrüste und aufgemotzte Autos. 50 Cent geht in Monaco (!!!) spazieren, Snoop trägt einen Nerzmantel und steht vor einem Rolly Royce Phantom und dropt es like ist hot – absolut anti-hip hoppig. Jay Z heult herum und läuft in Anzügen der Weißen aus den 20ern herum und Tupac wird mit dem Heilige Petrus gleichgesetzt. Aus Gangstern sind Superstars geworden. Aus Hip Hop nur Pop.

Und jetzt kam EMINEM wieder. Mit seinem neuen Album und die Hoffnungen waren groß, er möge dem Hip Hop ein wenig Old School wiedergeben. Aber Pustekuchen. Der Sound ist von Dr Dre gemacht – nichts Neues, muss es auch nicht sein – aber die Texte sind sinnloser als sinnlos. Ich bin ein Opfer. Ich nehme Tabletten. Ich hab es geschfft, davon wegzukommen. Aber böse Menschen wollen mir Böses. Ich schlafe schlecht. Ich bin ja so ein armer RapMillionär und ihr müsst Verständnis für mich haben. Ich hatte eine schlimme Kindheit.

Der Hip Hop ist definitiv tot. Es gibt keine musikalische Stimme mehr, die sich gegen soziale Missstände auflehnt. Keine Kritik. Kein „internationale Solidarität“, kein F.T.P. von NWA. Kein „Leute, so geht’s nicht mehr weiter. Dabei gäbe es heute so vieles, worüber man sprechen müsste. So viel Ungerechtigkeit. SO viel Gier. Wer singt heute für die Unterdrückten? Wer gibt den Hungrigen eine Stimme und den Misshandelten eine Plattform? Nicoles „Ein bißchen Frieden“ bringt mehr Auflehnung auf als die gesamte Hip Hop Community heute.

Und was bleibt übrig? Kinder in Serbien kaufen Hosen von P. Diddy und Halbstarke in Schweden Schuhe von Jay Z. Und wer sich bekehrt, muss garkeine CD s mehr verbrennen, er wird sie sowieso nicht mehr hören wollen…

Dienstag, Mai 26, 2009

Augen


Augen, Was für seltsame Dinger. Wenn man lange in eins hineinschaut, dann sieht man so einiges. Ein Tor zur Seele. Aber was wenn man schielt oder einen Silberblick hat? Spass. Jemand sagte mir, dass das menschliche Auge schrecklich kompliziert ist. Es hat 100 Funktionen und noch mehr. Bruder Wikipedia sagt: “ Höher entwickelte Augen dienen der Bildwahrnehmung. Der adäquate Reiz für dieses Sinnesorgan entsteht beim Menschen durch elektromagnetische Strahlung mit einer Wellenlänge zwischen etwa 380 nm und 780 nm und ist für Tag- und Nachtsehen etwas unterschiedlich. Wahnsinn, ich verstehe zwar nicht, was das bedeutet, aber anscheinend haben wir Strom im Auge? Man kann Augen operieren und dann wird geschnitten und genäht – im Auge!!! Was wür ruhige Hände man haben muss, um ein Auge aufzuscheniden – unglaublich.

Die ersten Liebesbriefe verschickt man mit dem Auge, sagt man, und ein deutsches Volkslied sagt: „"Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich. Blaue Augen Himmelsstern, küssen und poussieren gern. Grüne Augen Froschnatur, von der Liebe keine Spur." Lustig. Augen – das Standardkompliment, dass einer Frau gegeben wird ist das Augenkompliment. Und weil es ja keine häßlichen Augen gibt, kann man da auch keinen Fehler machen.

Als Jesus den blinden Mann geheilt hatte, da konnte er in Augen voller Dankbarkeit schauen. Als er Petrus in die Augen sah, da konnte er Niedergeschlagenheit und Schuld sehen. Als Judas ihn küsste, da konnte er im Schein der vielen Fackeln Niedertracht und Verrat sehen. Als er mit den Kindern spielte und sie segnete, da konnte er Freude und Ausgelassenheit sehen. Als er Marta und Maria in die Augen sah, da konnte er Vorwürfe und Unverständnis sehen. Als er der Samariterin an dem Brunnen sehen, da konnte er Neugierde sehen. Als er in die Augen der Jünger im Sturm sah, da konnte er Angst sehen. Als er seiner Mutter in die Augen sah, als sie am Kreuz seine Füße berührte, da konnte er Traurigkeit sehen.

Unsere Augen können alles. Sie können jeden Zustand beschreiben – egal wie viel Talent ich habe. Sie haben das Talent, uns zu verraten und uns zu offenbaren. Sie können um Hilfe bitten und sie können Liebe geben. Und was auch immer du kannst oder nicht kannst, ob du vor vielen sprechen kannst, oder nicht, ob du mutig bist oder nicht, ob du was versteckst oder nicht, ob du es formulieren kannst oder nicht – deine Augend sprechen für dich. Du musst nicht mal den Mund aufmachen.

Und dann sieht Er uns an. His eye is on the sparrow (Spatz),und man fragt sich why should I be discouraged (entmutigt), denn "Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an." (1.Samuel 16,7) Alles klar?

Donnerstag, Mai 21, 2009

Verpasste Gelegenheiten


Ich bin neulich Nacht von Frankfurt nach München gefahren. Die Autobahn war absolut leer. Das Wetter war gut. Der Motor geölt. Das Autoradio und ich. Irgendwann ist man müde und der Körper schaltet auf Standbymodus – er funktionert, aber die Gedanken sind irgendwo weit weg. Und dann kam es. Ein ganz besonderes Lied wurde im Radio gespielt. Es war eins der Lieder, dass alle Sinne ansprach. Die Stimme, der Rythmus, die Melodie, der Beat, der Groove, der Text – alles stimmte. Gegen Ende des Liedes hofft man dann, dass der Moderator den Titel und die Interpretin nennt – denn sie war mir völlig unbekannt – und er tat es.

Den Namen hatte ich bis dahin noch nie gehört aber ich nahm mir fest vor, mir diesen zu merken – das Album kaufen. Aber vor allem den Namen „merken“. Da ich 1/5 1000 fuhr und es mir unmöglich war, den Namen aufzuschreiben, nahm ich mir vor, ihn mir zu merken.

Es ist aber jetzt so, dass ich seit Tagen nach diesem Namen suche und kann mich nicht erinnern - ich habs vergessen. Ich habe im Internet alle Chartlisten durchgesucht, aber er war nicht da. Ich habe recherchiert, aber ich kann ihn nicht finden.
Ich weiß aber, wenn ich ihn hören würde, wenn ich ihn irgendwo sehen würde, dann wäre alles wieder sofort da. Aber mein Eindruck ist irgendwie der, dass ich die Gelegeheit verpasst habe. Und obwohl der Song irgendwie nachklingt, ich kann ihn nicht nachsingen. Ich weiß, dass er super war, aber ich höre ihn nicht mehr.

Verpasste Gelegenheiten sind so seltsam. Sie tun nicht direkt weh aber sie sorgen dafür, dass man sich für eine Zeit zumindes unkomplett fühlt. Man weiß, man wäre jetzt reicher, glücklicher, zufriedener und ruhiger- wenn man die Gelegenheit nicht ausgelassen hätte.

König David ist der König der verpassten Gelegenheiten. Als sein Sohn Absalom seinen Halbbruder Amnon tötet, weil dieser seine Schwester Tamar geschändet hatte, da hat er kein Wahl und schickt ihn weg – Exil. Als er nach Jahren wieder zurückkommt, verpassen sie sich wieder jahrelang (!) in einer kleinen Stadt wie Jerusalem. Als Absalom aufbegehrt und einen Putsch wagt, geht David weg. Als es zum letzten Kampf kommt bleibt David im Palast. Als er die Nachricht von dem Tod seines Sohnes bekommt, weiß er, dass es keine Gelegenheiten mehr geben wird. Ein für alle mal. (2.Samuel 13-18)

Und dann kann er nur noch sagen: „Mein Sohn Absalom, mein Sohn Absalom, Wollte Gott ich wäre für dich gestorben! O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!“ (19,1)

Ich werde den Song wahrscheinlich nie wieder hören, es sei denn, er begegnet mir zufällig. Aber ich würde ihn so gerne wieder hören. Ich weiß, dass ich beim nächsten mal keine Gelegenheit mehr verpassen werde. Ich werde ihn mir aufschreiben.

Donnerstag, Mai 14, 2009

Ralph Waldo Emerson


Ralph Waldo Emerson war einer der bekanntesten amerikanischen Schriftsteller des 19 Jahrhunderts. Es ist nicht überliefert, ob er ein gestörtes Verhältnis z useinen Eltern hatte, weil sie ihm den Mittelnamen Waldo gegeben haben. Natürlich im Schatten der Hemingways, Poes, Twains und Allens des Amerikas von damals - brachte er einige der schönsten Zitate hervor - die heute noch Bedeutung haben -für mich zumindest. Ich geb euch mal meine Favoriten:

1
Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, das wir können.
2.
Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein.
3.
Aus den Trümmern unserer Verzweiflung bauen wir unseren Charakter.
4.
Aus dem Bewusstsein, gut angezogen zu sein, empfängt eine Frau mehr innere Ruhe als aus religiösen Überzeugungen.
5.
Blumen sind das Lächeln der Erde und Unkraut nennt man die Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind.

Und am Ende

Versuche niemals jemanden so zu machen, wie du selbst bist. Du solltest wissen, dass einer von deiner Sorte genug ist.

Have a nice day

Mittwoch, Mai 13, 2009

Sind wir nicht alle ein wenig Judas?


Diese Frage zu stellen ist verlockend, obwohl bei näherem Hinsehen doch ein wenig blöd. Natürlich sind wir nicht alle ein wenig Judas. Denn Judas ist wirklich einer dieser Menschen, „die besser nie geboren worden wären!“ (Markus 14:21) Es gibt sie diese Menschen. Von der dunklen Seite der Macht so eingenommen, dass Jesus nicht annähernd an sie herankommen kann – egal was er tut oder macht. Manchmal ist auch Gott machtlos. Manchmal machen wir ihn machtlos.

Johannes z.B. war auch ein Jünger, wie Judas. Sie sind beide jung. Kaum Mitte zwanzig. Sie erleben die aufregendsten Jahre ihres Lebens zusammen. Sie sehen Jesus auf dem Wasser laufen. Sie sehen ihn den Sturm stillen. Sie sehen, wie Lazarus aufersteht. Sie sehen, wie Gott in Jesus wirkt. Und trotzdem nehmen sie so grundverschiedene Wege. Als Johannes älter wird und das Johannesevangelium schreibt, da erwähnt er, dass sich Judas gerne aus der Kasse bedient hatte, die für die Armen und ihre Belange gedacht war. (Johannes 12:6)

Judas ist gierig und er will, dass Jesus die Römer vertreibt. Er will ein Königreich Juda. Er will Macht haben und er will es jetzt. Er verrät den Sohn Gottes. Er verkauft ihn für den Preis eines Sklaven, für 30 Silberstücke. Er küsst ihn in Gethsemane. Kein Mensch wird jemals wieder seinen Sohn den Namen Judas geben, obwohl der Name die wunderbare Bedeutung „Gott führt!“ hat.

Sind wir nicht alle ein wenig Judas? Natürlich nicht, aber besteht auch bei uns zumindest nicht die Möglichkeit, mit Jesus zu gehen aber trotzdem nicht mit ihm zu leben? Judas ist das Paradebeispiel für verpasste Gelegenheiten. Permanent bekommt er die Gelegenheiten, sich zu outen – zu bekennen. Aber er lässt eine nach der anderen verstreichen – sogar dann, als Jesus ihm die Füße wäscht und vor allen sagt, dass es einen gibt, der ihn verraten wird.

Tief in Judas steckt die Enttäuschung, weil seinen Vorstellungen nicht entsprochen wird.Aus Enttäuschung wird Bitterkeit. Aus Bitterkeit Verrat. Der Text aus dem Johannesevangelium (Kapitel 13,12-30) ist eine der dramatischsten Szenen in der ganzen Bibel. Jesus gibt Judas zu verstehen, dass er es weiß. Die Spannung steigt ins unermessliche. Judas hat sich endgültig entschieden – er wird seinen Schöpfer und Erlöser verraten. „Was du tust, das tue schnell!“ Jesus will Satan nicht beim ersten Abendmahl dabei haben. Und Judas geht. Diesen Abschnitt schließt die Bibel mit dem Satz: „Und es war Nacht!“ ab. Und wie es Nacht war. Und wie es in Judas Nacht gewesen sein muss.

Wenn der Mensch sich entschließt, nicht mehr Kind des Lichts zu sein und wegen verschiedener Umstände sich dazu entschließt, Gott zu verlassen – dann wird es Nacht. Und offensichtlich ist es nicht so, dass das zusammen Gehen mit Jesus automatisch auch ein zusammen Leben mit Jesus bedeutet. Bei Judas war es zumindest so.

Denn ihr wart früher Finsternis; nun seid ihr aber Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts.(Epheser 5,8)

Freitag, Mai 08, 2009

I ll be there



Es war wirklich eine andere Zeit. Die Neunziger. Eine schöne Zeit. Die Leute entspannter, die Sonne milder, der Regen wärmer – lang lebe die Nostalgie (siehe unten) Als Mariah Carey bei MTV Unplugged auftrat, da war ich schon stolze 14 Jahre alt. Schon fast erwachsen. Süchtig nach Unabhängigkeit. Viele von euch waren damals noch klein, noch kleiner, und wer hätte damals gedacht, dass sich die Welt so sehr verändern würde. Wer hätte damals im Wunderland erwartet, dass das Leben Momente bereithält – wenn ihr groß seid - die euch in den Abgrund ziehen, oder euch in den Himmel katapultieren würden. Und unabhägig davon ob du blond oder schwarzhaarig bist – ob du bei Prüfungen durchfällst oder nicht – ob Fisch oder Löwe – das Leben geht und geht und geht…und du rennst mit, drehst dich um und bist 40. Oder 31. Wer hätte gedacht, dass es ein größeres Problem als die Wahl der Wassereissorte gibt? Aber es gab sie dann doch. Und nicht zu wenige. Aber das ist wohl der Preis, den wir fürs Großwerden bezahlen, für den Führerschein, für die Unabhängigeit, die wir wollen und brauchen. Verantwortung und Unabhängigkeit.

Aber manchmal wollen wir uns abhängig machen – weil uns Kontrolle anstrengt. Andere kontrollieren, sich selbst kontrollieren, stark sein, niemanden belästigen, keine Schwäche zeigen, alles alleine auf die Reihe bekommen – aber es gibt nicht viele, die das gut und lange können. Nur die stärksten unter uns können das – eine Zeit lang. Weil es nämlich ist so: Wir wollen unsere Seele entblößen und sie jemandem in die Hand geben, wohlwissend, dass er sie zerstören könnte, wann er will und wie er will. Wir wollen uns entspannen und uns fallen lassen. Und genau das ist die Farbe der Liebe und des Vertrauens – totaler Kontrollverlust und trotzdem Glück. Und es geht – wirklich. Wenn man jemanden hat, der einen nie im Stich lassen wird. Der nie gehen wird. Der immer da sein wird.

Und dann kommt Mariah. Unsere Mariah. Hat es denn je eine bessere gegeben? Und dann singt sie 1992 „I ll be there“ und Trey Lorenz (wenn ich ein Mädchen wär – dann wäre ich definitiv in seine Stimme verliebt!) macht aus dem Lied das, was es eigentlich ist – ein Bekenntnis. Wie gesagt, viele von euch waren damals noch klein und kennen das Lied vielleicht nicht, weil sie mit der nackten Britney oder dem angeschossenen 50 (Fifty) aufgewachsen sind – aber das Lied (danke nochmal an den Linkverschicker) war damals der PrivatPartyWohnzimmerBluesTanzWillstDuMitMirGehenRenner und viel dumme jugendliche Liebe wurde mit dem Lied gegeben und genommen. Dramatische (Liebes)Geschichten durchlebten Teens auch damals – auch wenn man später nur darüber lachen konnte.

Aber eins hatte dieser Moment – den unerschütterlichen Glauben, dass es nie vorbei sein wird, dass es für immer sein wird, dass es immer besser sein wird, dass man für immer vertrauen würde. Und lange bevor Bruder Obama Yes We Can rief, da gab uns Mariah das Gefühl, dass es eine Zukunft geben wird – mit jemandem für immer – weil es jemanden geben wird der immer „there“ sein würde.

Und immer wenn ich dieses Lied höre kommen diese Assoziationen. Wenn Mariah singt, dann träume ich von einem unbeschwerten Sommer. Von einer angstfreien Kindheit. Von Fussball auf dem eingezäunten Fussballplatz. Von Wassereis. Von Michael Jacksons BAD Album. Vom Roten Stern aus Belgrad, wie er die Champions League gewinnt. Von den ersten Malen in so vielen Dingen. Von Zuversicht.

Ich wünschte, du könntest es nachfühlen.

„Denn ich bin gewiß, daß es weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, wegder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus is – unserem Herrn.“ Römer 8

I ll be there.

Montag, Mai 04, 2009

Der Berg



Am 03.05 machten wir uns auf den Weg. 17 junge Leute und ich. Das Ziel war das berühmte Schloß Neuschwanstein, eins der bekanntesten Wahrzeichen der deutschen Kultur. Der Ausblick war wie immer unbezahlbar, auch wenn das halbe Schloß restauriert wurde und mit Gerüsten entstellt da lag.
Der anschließende Aufstieg auf den Tegelberg barg viele Überraschungen. Die schnellen und ehrgeizigen sahen in dem Berg einen Feind, denn es zu bezwingen galt. Je schneller, desto besser. Die nicht so schnellen sahen in dem Berg eine guten Freund, mit dem sie gehen wollten. Die langsamen sahen in dem Berg eine Prüfung, die sie jedoch dann alle am Ende erfolgreich bestanden.
Und dann kam der Schnee. Im Mai. Wir, teilweise in kurzen Hosen, mit Sportschuhen und ahnungsloser Vorfreude ausgestattet hatten 2/3 des Weges mit Mühen hinter uns gebracht, als der Schnee uns auf dem schmalen Weg begrüßte und uns von dem Moment an bis zum Gipfel treu bleiben sollte. Jeder Schritt war entscheidend und jeder zweite eine Lotterie. Aber wir kamen höher und höher und immer höher. Keiner blieb zurück.

Erschöpft, mit ein wenig Stolz in der Brust und glücklich kamen wir zu dem Top of the mountain. Und wer nach so einer Tour auf den berühmten Kaiserschmarn mit Apfelmus verzichtet - der ist selbst schuld.

Die Gondel bzw. Bergbahn nahm uns wie ein alter Freund auf und trug uns bis zu der Stelle, an der wir unser Abenteuer begonnen hatten. Einige Auserwählte jedoch wollten den Berg nicht nur besiegen, sondern ihn noch demütigen. Sie gingen den selben Weg wieder zurück - unsere Bewunderung und guten Wünsche im Gepäck.

Der eine oder andere wäre wahrscheinlich nochmal aufgestiegen. Der andere lief um sein Leben, flog, und kam an. Die eine oder andere ziegte, was Stolz und gegebene Versprechen für Kräfte freimachen können. Der einen oder andere fragte sich auf dem Weg, was zum Geier er dort tut...

Am Ende waren wir wieder alle zusammen. Im Tal. Kein Schnee. Kein Berg mehr. Nur noch müde Knochen, kalte Füße und ein Lächeln im Gesicht.