Freitag, Juni 02, 2006

Deflation des Wortes Teil 1


Seit geraumer Zeit ist in der deutschen Gesellschaft eine Hysterie zu beobachten. Eine Preishysterie. Einerseits steigen die Preise offenbar ins Unermessliche, andererseits werden Waren von Tag zu Tag billiger. Discountunternehmen werben mit Niedrigstpreisen und „Geiz ist geil“ ist der erfolgreichste Werbeslogan seit dem Jahr 2003. Das Kaufverhalten des Konsumenten ist auf das Sparen ausgerichtet. Die wirtschaftlichen Folgen werden in einer Deflation sichtbar, einem Abstieg des Güterpreisniveaus (im Gegensatz dazu Inflation: Verfall des Geldwertes) und einer Kaufkraftsteigerung des Geldes. Ein Duschgel z.B. ist heute billiger zu bekommen, als noch vor zwei Jahren. Wegen des Überangebotes an Gütern schwindet die Nachfrage bzw. die Bereitschaft, für eine Ware Geld auszugeben. Sinkende Preise rufen Kaufzurückhaltung hervor, da man mit stetig sinkenden Preisen rechnet. Die sinkende Nachfrage führt jedoch zur zu niedrigen Auslastung der Produktionskapazitäten, was wieder sinkende Preise zur Folge hat. Diese Entwicklung beschreibt man mit dem Wort Deflationsspirale.

Insgesamt gingen im letzten Jahr 40.000 Firmen pleite, weil die Menschen nicht mehr bereit sind, Geld auszugeben. Dieser Fakt ist besonders interessant, bedenkt man, dass es auf deutschen Sparbüchern über 4 Billionen (4.000.000.000.000 €) gibt, die in fest verzinsten Wertpapieren schummern – Immobilien nicht mitgerechnet. Vier Tausend Milliarden.

Der Deutsche spart, weil er Angst hat vor der Zukunft. Die Zurückhaltung ist besonders bei den finanzstarken 46-59 Jährigen ausgeprägt, die im Durchschnitt 11,1 % des verfügbaren Netto-Einkommens auf die hohe Kante legen. Andererseits müssen 43 % aller Deutschen nach Abzug aller Fixkosten mit einem Budget von unter 100€ für den monatlichen Konsum auskommen. All diese Entwicklungen rufen beim Menschen eins hervor: Verunsicherung.

Der Bürger ist nicht mehr bereit zu geben, weil er nicht sicher sein kann, dass er wieder bekommen wird. Eine private Rente später ist wichtiger als ein schickes Auto jetzt. Somit demaskiert sich die Wirtschaftskrise als Vertrauenskrise. Es fehlt an Glauben an die Wirtschaft, an die Politik, an die Politiker sowieso.
Gewinner solcher Glaubenskrisen sind immer die, die geschickt die Illusion von Glaubwürdigkeit mitverkaufen können. Verschiedenste Umfragen belegen, dass Billiganbieter wie Lidl, Schlecker und Ryanair, einen Wert geschaffen haben, der mir Glaubwürdigkeit beschrieben werden kann. Es ist erwiesen, dass Aldi und Porsche (was für eine Kombination!) bei den Menschen die höchste Glaubwürdigkeit hervorrufen. Glaubwürdigkeit ruft Sicherheit hervor. Sicherheit animiert zum Investieren.

Was dieser Post mit mir zu tun hat – das könnt ihr im Post darunter lesen.

Deflation des Wortes Teil 2

Kann es sein, dass wir auch eine Deflation des Wortes (der Bibel und ihrer Inhalte) erleben? Kann es sein, dass das Wort Gottes immer mehr an Wert verliert? Kann es sein, dass die Bibel mittlerweile wie ein Blatt mit Sonderangeboten gelesen wird und dass die Bereitschaft, dafür etwas zu geben, immer mehr schwindet?

Dass es eine wirtschaftliche Deflation gibt ist offensichtlich. Dass es eine Deflation der etablierten kirchlichen Institutionen gibt – das belegen die Austrittszahlen. Und doch gibt es Gewinner in dieser Entwicklung. Ähnlich wie in der Wirtschaft sind es die Gruppierungen, die scheinbar den Wert der Glaubwürdigkeit bei sich erkennen lassen. Glaubwürdigkeit, die Sicherheit ausstrahlt, ein Phänomen, welches in Zeiten von Chaos und Zukunftängsten sehr anziehend wirken kann.

Offenbar schaffen es Gruppierungen wie Scientology, Zeugen Jehovas, Mormonen, allesamt Weltanschauungen mit den abenteuerlichsten theologischen Konzepten, viele Menschen so anzusprechen, dass sie in ihnen den Wert der Glaubwürdigkeit erkennen. Es scheint so zu sein, dass so lange das Gefühl bedient ist, die argumentative Schiene belanglos ist. Es ist bekannt, dass jedes aus einer gefühlsmäßigen, materiellen oder intellektuellen Mangelsituation herrührende Appetenzverhalten (Such und Orientierungverhalten) potenzielle Gefährdung durch Sekten bedeutet, das jedoch macht deutlich, dass das Gefühl der Sicherheit (hervorgerufen durch Glaubwürdigkeit: „endlich mal jemand, der auch tut, was er sagt…man kann über die Zeugen sagen was man will, aber die tun wenigstens was…bei denen weißt du sofort woran du bist...usw.) entscheidend dazu beiträgt, ob jemand heute bereit ist, sein Lebenskonzept so zu verändern, dass Gott für ihn eine Rolle spielt.

In der religiösen Landschaft bedient sich der säkulare Mensch nach dem selben Kriterium wie in der Wirtschaft – nach dem Preis. Man nimmt das, was am wenigsten kostet. Die Religion, die am wenigsten (ab)verlangt. Die Glaubensrichtung, die den eigenen Lebensentwurf am wenigsten beeinflusst. Der Ruf nach einer Discountkirche ist damit geboren. Kirchen, Sekten, religiöse Gruppen fangen an sich mit Rabatten zu unterbieten, indem sie die „Preise“ unendlich tief schrauben. Jedoch verarmt der Mensch unausweichlich im Blickwinkel und Geschmack, wenn er sich über den (religiösen) Discounter versorgt. Daher darf es kein Discountkirche geben. Damit ist nicht das Fördern des schon ohnehin zu stark vorherrschenden elitären Denkens in Kirchen gemeint – damit ist lediglich die Wahrung des Wertes gemeint, den das Wort Gottes an sich hat. Dieser Umstand ist mit Qualität zu umschreiben.

Der Wert der Bibel basiert auf der Tatsache, dass es eine Botschaft ist, die von einem lebendigen Gott veranlasst wurde. Diese Botschaft hat einen befreienden, aber ebenso verpflichtenden Charakter. Die Deflation des Worte geschieht immer dann, wenn man vereinzelten Inhalten in der Bibel keinen Wert mehr beimisst, bzw. nicht mehr bereit ist, dafür zu „bezahlen“ (danach zu leben, es zu akzeptieren). Bietet man die Bibel in Discountermanier unter Wert an, indem man die vollständige Annahme der biblischen Inhalte predigt, diese aber nicht annähernd vorlebt, dann ist der Wert der Glaubwürdigkeit nicht zu vermitteln. Dementsprechend ist man unglaubwürdig, was das Hauptproblem der Kirche im 21.Jahrhundert ausmacht.

Donnerstag, Juni 01, 2006

Hast du Zeit?


Genau 71,1 Jahre liegen vor dem durchschnittlichen Menschen, sollte er dieser Tage auf die Welt kommen. Da gilt es, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Allerdings verheißt die Statistik nichts Gutes. Für die wichtigen Dinge wendet der Mensch im Schnitt viel zu wenig Zeit auf.

Nach dem statistischem Bundesamt verbringt der Mensch 1,4 Jahre im Stau, 5,4 Jahre bei der Hausarbeit, ganze 6,1 Jahre vor dem TV. 15,7 Jahre werden auf Aktivitäten in der Freizeit verwendet, während man 10,4 Jahre fürs Geldverdienen verbraucht - und im Schnitt schläft der Mensch ganze 26,3 Jahre.

Wie viel von diesem Zeitkuchen bekommt eigentlich Gott ab? Wenn der Mensch tatsächlich ca. 70 Jahre lebt, dann wären das 25.550 Tage (eigentlich gar nicht so viele) und wenn man täglich 10 Minuten für Gott erübrigt, dann kommt man auf ganze 177 Tage, die man sich mit Gott beschäftigt – also unter einem Prozent unserer Lebensdauer. Viel zu wenig, oder?

Der römische Philosoph, Staatsmann und persönliche Erzieher Nero´s – Lucius Seneca sagte: „Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zuviel Zeit, die wir nicht nutzen.“

Vielleicht schenke ich Gott mehr als ein Prozent deines Lebens. Ich wünsche es mir. Nutze die Zeit.

„Gott, ich hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (Psalm 31,15.16a)