Dienstag, September 22, 2009

Die Diktatur der Minderheit


Minderheiten sind sympathisch. In der Regel ist man immer für den Schwächeren. Das Establishment, die Leitung, die Führung, die da oben ergrauen im Lichte einer kleinen Minderheit, die gerne Widerstand leistet. Das kleine gallische Dorf. Die Resistance im II Weltkrieg. Die Geschwister Scholl und die Weiße Rose. TSG 1899 Hoffenheim.

Minderheiten sind überhaupt nicht sympathisch. Sie terrorisieren die Welt. Sie verbreiten Angst und Schrecken. Sie sind unbelehrbar. Man empfindet Mitleid mit denen, die sich mit solchen Minderheiten auseinandersetzen müssen. Die Rote Armee Fraktion. Die Al - Kaida. Gierige Bankmanager. NPD. Leute, die alles und jeden anzeigen.

Wie wir sehen - Minderheiten sind nicht per Definition Opfer. Minderheiten kenzeichnet in der Regel ihre Unbelehrbarkeit. Ihre Überzeugung, im Recht zu sein ist ungebrochen. Die Märtyrerrolle wird gerne mit Nachdruck verinnerlicht - ob berechtigt oder auch nicht.

Auch in Kirchen gibt es Minderheiten. Minderheiten, die der Meinung sind, dass nur sie und einige wenige (Auserwählte) übriggeblieben sind. Sie empfinden die "große Kirche" in der Regel als "abgefallen", auf dem falschen Weg und reformationsbedürftig oder sogar bekämpfungswert. Viele Sekten in der Kirchengeschichte bildeten sich dadurch, dass sie sich von der "großen Kirche" abspalteten. Die "David Koresh Sekte - Davidianer" z.B lösten sich in den 90er Jahren von der Kirche der Siebente Tags Adventisten - es endete in einem Inferno mit 74 Toten.

Der Unterschied zwischen "guten" und "schlechten" Minderheiten ist die Wahl der Mittel, die sie anwenden, um Ziele zu erreichen. Es liegt ein großer Unterschied in der Handlungsweise von den Geschwistern Scholl und der RAF. Es liegt ein großer Unterschied in der Handlungsweise von Martin Luther King und Malcom X (Black Panthers). Die Wahl der Mittel offenbart wahrscheinlich die wahren Motive und den Geist der Minderheit. Es ist nämlich nicht so, dass der Zweck die Mittel heiligt. wie es so manche Minderheit in ihrem Rechtsverständnis verstehen möchte. So sehr die amerikanische Präsenz im Irak Leid anrichtet, so wenig ist es legitim, unschuldige Menschen dafür zu tötet. Wie "unchristlich" eine christliche Kirche sein mag, so wenig ist es legitim, mit "unchristlichen" Mitteln dagegen anzukämpfen.

Subversive Handlungsweisen, Denunziation, Boykott, Schaffung von Parallelgesellschaften und Strukturen, Verurteilung, Lästerung - all diese Mittel demaskieren die Minderheit als unchristlich, wie christlich ihre Ziele auch sein mögen.

Am Ende bleibt der Aufruf Paulus´ stehen. "Tragt die Schwachen!" - wo wir bei der Diktatur der Minderheit wären. Wenn es so ist, dass eine Kirche nur so weit gehen darf, wie der "Uneinsichtigste" es in seiner "Schwachheit" erträgt - dann wäre das eine Tragödie. Vielleicht ist das auch gerade einer der Gründe, warum die Gesellschaft die Empfindung hat, dass die Kirche ihnen heute nichts mehr geben kann. Die Katholische Kirche verzeichnete 120.000 Austritte im letzten Jahr. Im Jahr zuvor 97.000 Austritte.

Was sagt ihr dazu? MInderheiten an die Macht oder Macht über Minderheiten in der Kirche?