Freitag, Juni 02, 2006

Deflation des Wortes Teil 2

Kann es sein, dass wir auch eine Deflation des Wortes (der Bibel und ihrer Inhalte) erleben? Kann es sein, dass das Wort Gottes immer mehr an Wert verliert? Kann es sein, dass die Bibel mittlerweile wie ein Blatt mit Sonderangeboten gelesen wird und dass die Bereitschaft, dafür etwas zu geben, immer mehr schwindet?

Dass es eine wirtschaftliche Deflation gibt ist offensichtlich. Dass es eine Deflation der etablierten kirchlichen Institutionen gibt – das belegen die Austrittszahlen. Und doch gibt es Gewinner in dieser Entwicklung. Ähnlich wie in der Wirtschaft sind es die Gruppierungen, die scheinbar den Wert der Glaubwürdigkeit bei sich erkennen lassen. Glaubwürdigkeit, die Sicherheit ausstrahlt, ein Phänomen, welches in Zeiten von Chaos und Zukunftängsten sehr anziehend wirken kann.

Offenbar schaffen es Gruppierungen wie Scientology, Zeugen Jehovas, Mormonen, allesamt Weltanschauungen mit den abenteuerlichsten theologischen Konzepten, viele Menschen so anzusprechen, dass sie in ihnen den Wert der Glaubwürdigkeit erkennen. Es scheint so zu sein, dass so lange das Gefühl bedient ist, die argumentative Schiene belanglos ist. Es ist bekannt, dass jedes aus einer gefühlsmäßigen, materiellen oder intellektuellen Mangelsituation herrührende Appetenzverhalten (Such und Orientierungverhalten) potenzielle Gefährdung durch Sekten bedeutet, das jedoch macht deutlich, dass das Gefühl der Sicherheit (hervorgerufen durch Glaubwürdigkeit: „endlich mal jemand, der auch tut, was er sagt…man kann über die Zeugen sagen was man will, aber die tun wenigstens was…bei denen weißt du sofort woran du bist...usw.) entscheidend dazu beiträgt, ob jemand heute bereit ist, sein Lebenskonzept so zu verändern, dass Gott für ihn eine Rolle spielt.

In der religiösen Landschaft bedient sich der säkulare Mensch nach dem selben Kriterium wie in der Wirtschaft – nach dem Preis. Man nimmt das, was am wenigsten kostet. Die Religion, die am wenigsten (ab)verlangt. Die Glaubensrichtung, die den eigenen Lebensentwurf am wenigsten beeinflusst. Der Ruf nach einer Discountkirche ist damit geboren. Kirchen, Sekten, religiöse Gruppen fangen an sich mit Rabatten zu unterbieten, indem sie die „Preise“ unendlich tief schrauben. Jedoch verarmt der Mensch unausweichlich im Blickwinkel und Geschmack, wenn er sich über den (religiösen) Discounter versorgt. Daher darf es kein Discountkirche geben. Damit ist nicht das Fördern des schon ohnehin zu stark vorherrschenden elitären Denkens in Kirchen gemeint – damit ist lediglich die Wahrung des Wertes gemeint, den das Wort Gottes an sich hat. Dieser Umstand ist mit Qualität zu umschreiben.

Der Wert der Bibel basiert auf der Tatsache, dass es eine Botschaft ist, die von einem lebendigen Gott veranlasst wurde. Diese Botschaft hat einen befreienden, aber ebenso verpflichtenden Charakter. Die Deflation des Worte geschieht immer dann, wenn man vereinzelten Inhalten in der Bibel keinen Wert mehr beimisst, bzw. nicht mehr bereit ist, dafür zu „bezahlen“ (danach zu leben, es zu akzeptieren). Bietet man die Bibel in Discountermanier unter Wert an, indem man die vollständige Annahme der biblischen Inhalte predigt, diese aber nicht annähernd vorlebt, dann ist der Wert der Glaubwürdigkeit nicht zu vermitteln. Dementsprechend ist man unglaubwürdig, was das Hauptproblem der Kirche im 21.Jahrhundert ausmacht.

1 Kommentar:

Fat Kelly hat gesagt…

Früher waren Bibeln unbezahlbar, heute werden sie schon von der Bildzeitung vertrieben. Dies trägt auch zum Status des Wortes bei. Alles was rar ist will man haben, was es im Überfluss gibt, ist langweilig. Deshalb haben auch so exotische Sekten hohen Zulauf.
Wir sollten uns Fragen wie wir ein Standing wie Aldi oder Porsche erhalten können. Wobei wir eine Lehre eines Porsche Turbo zum billiger als die Preise von Aldigütern haben - nämlich umsonst.
Der Mensch muss nur Gott annehmen, dass ist alles, dies kostet aber das Ego - des fleischlichen Menschen höchstes gut.