Freitag, Juli 02, 2010

TV am Sabbat?

"Nach sechs Schöpfungstagen ruhte Gott am siebenten
Tag und setzte dann den Sabbat für alle Menschen
zum Gedenken an die Schöpfung ein. Das vierte
Gebot in Gottes unwandelbarem Gesetz gebietet die
Heiligung des Sabbats – des siebenten Tages der
Woche – als Tag der Ruhe, der Anbetung und des
Dienens, so wie es uns Jesus Christus, der Herr des
Sabbats, gelehrt und vorgelebt hat. Der Sabbat ist
ein Tag froher Gemeinschaft mit Gott und untereinander.
Er ist ein Sinnbild unserer Erlösung durch
Christus, ein Zeichen unserer Heiligung, ein Zeugnis
unseres Gehorsams und ein Vorgeschmack des ewigen
Lebens im Reiche Gottes. Der Sabbat ist Gottes bleibendes
Zeichen seines ewigen Bundes mit seinem
Volk. Wer diese heilige Zeit begeht, von Abend bis
Abend, von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang,
feiert Gottes schöpferisches und erlösendes Handeln."
27 Glaubenspunkte


Am kommenden Sabbat, wird es in vielen adventistischen Heimen und Gemeinden zu einem spanenden Moment kommen. Um genau 16:00 Uhr wird die Adventgemeinde gespalten sein, wie kaum an einem Zeitpunkt zuvor. Die Adventgemeinde wird sich in die SabbatFußballKucker und SabbatNichtFußballKucker trennen, um dann anschließend zum gemeinsamen Sabbatschluss zusammenzukommen.

Deutschland spielt gegen Argentinien im Viertelfinale bei der WM in Südafrika. Von Rache für 2006 ist die Rede, von provozierenden Argentiniern, Müller, Poldi und Schweini sind gerade dabei uns das Sommermärchen wieder ins Herz zu zaubern - alles spricht für ein Wahnsinnsspiel. Ich prognostiziere mindestens eine rote Karte, 2:2 nach 90 Minuten, 3:3 nach 120 Minuten, und dann ein 9:8 im 11 Meterschießen, wobei Butt den letzten rein macht (er kommt für den verletzten Neuer rein, Beinbruch, weil Tevez in umgetreten hat und der Schiri hat es nicht gesehen!!! Der Videobeweis muss her)

Das besondere an der Situation ist, dass zu dieser Zeit Sabbat ist, eine heilige Zeit, die weltweit von wahrscheinlich 99% aller Adventisten fernsehlos gestaltet werden wird. Warum schauen die meisten Adventisten am Sabbat kein TV?
Nun, viele kluge Köpfe haben schon diesen Umstand beschrieben und diesen dann in den 28 Glaubensüberzeugungen der Adventisten formuliert. Es ist jedem klar, dass der Sabbat von Gott eingesetzt wurde. Es ist klar, dass es ein Tag der Ruhe und des besonderen Fokussierens auf Gott ist. Es ist klar, dass wir an diesem Tag angehalten sind, in besonderem Maße Gutes zu tun. Wie Jesus es getan hat. Es ist klar, dass dieser Tag ein abgesonderter, geheiligter Tag ist, der ein Kontrast bzw. eine Abhebung des Gewöhnlichen als Anspruch hat. Es ist klar, dass dieser Tag "ein Sinnbild unserer Erlösung" ist und dass Anbetung und Heiligung die prägendsten Elemente unseres Lebens an diesem Tag sein wollen. Es ist ein besondere Zeit, die gewährleisten will, dass wir näher zu Gott kommen.

Was immer öfter zu bemerken ist, dass ist die Verwechslung des Sabbats mit einem Wellnesstag, der in erster Linie einen körperlichen uns psychischen Ausgleich zur anstrengenden Arbeitswoche darstellt. Dass dann alle Dinge, die mich entspannen und mir gefallen als Sabbatkonform angesehen werden, ist logisch. Und genau das ist der Punkt, um den es mir geht: Der Verzicht.

Gott hat für uns nie eine asketische Lebensweise gefordert und trotzdem gibt es in unserem Leben Bereiche, bei denen wir verzichten, nicht weil wir wollen, sondern weil wir wissen, dass sie nicht gut für uns sind. Wir verzichten auch manchmal, "nur" weil Gott es so gewollt hat. Unser Gesundheitszustand wird sich sicherlich nicht dramatisch verändern, wenn wir einmal im Jahr eine Currywurst essen und ein Bier trinken. Wir tun es grundsätzlich nicht, weil wir vielleicht gehorsam sind? Weil wir Gott vertrauen? Weil wir ein Prinzip konsequent ausleben wollen. Natürlich, wenn wir 1000 sterbende Kinder vor uns hätten und im Besitz eines LKW voller Currywurst und Bier wären, wir würden keine Bedenken haben, sie damit zu retten. Keiner von uns würde erstmal Gott um die Verwandlung in Tofu und Tomatensaft beten. Aber um zum Thema zurückzukommen - ein Fußballspiel ist wahrlich keine Frage von Leben und Tod. Das Leben eines Christen soll kein Protestaktion und keine fanatische Abkehr von der Gesellschaft sein - das Leben eines Adventisten kann aber auch nicht eine ständige Vermeidung von Interessenskonflikten sein, bei denen wir alles Störende relativieren. An irgendeinem Punkt ist Konsequenz gefragt, wohlwissend, dass wir immer wieder inkonsequent sein werden. Aber lieber inkonsequent konsequent sein wollen als konsequent inkonsequent meinen sein zu dürfen. Am Ende ist die Fähigkeit zum Verzicht der größte Charakterindikator den wir haben.

Die Frage: "was ist schon dabei, es ist doch nur ein Spiel?" würde ich mit "es ist nichts dabei" beantworten. Alles wird weiter gehen, wie bis jetzt. Wir werden Jesus weiter lieben, wie bis jetzt und am Sabbat in die Gemeinde kommen (es sei denn, ich muss ausschlafen, weil ich gestern am Freitag Abend bei einer Geburtstagsparty [Gemeinschaft und theoretische Möglichkeit zur Mission - leider die Danielstatue als Illustration vergessen] war, bei der es nur Alkohol gab - will Gott wirklich, dass ich durstig bin? :- )

Ich mache mir nur Sorgen, wenn nur unser eigener Wunsch, unser eigenes Wollen darüber entscheidet, was legitim ist und was nicht. Ich mache mir Sorgen, wenn wir an keiner Stelle mehr mit Gott streiten, nie wieder mit dem Kopf schütteln, weil wir etwas noch nicht verstanden haben, es aber trotzdem tun, oder nicht tun. Ich mache mir Sorgen, wenn Gott am Ende nur derjenige sein soll, der uns sicheres Geleit in unserem selbst konstruierten Lebensentwurf zusichern darf, ohne selbst an diesem Konstrukt mit bauen zu dürfen. Ich mache mir Sorgen, wenn wir an keiner Stelle korrigiert werden können, weil wir perfekt sind. Perfekt, weil wir alles mit der Frage. "was ist schon dabei?" relativieren können. Der ab und zu Job am Sabbat, das ab und zu Feierabendbier, der ab und zu Gutenmorgenjoint, das ab und zu Sexualpartnerausprobieren...alles ist am Ende zu relativieren, weil es de facto unsere Erlösung nicht berührt. (Man sieht, Perfektionismus ist nicht nur eine Marotte der Rechtsausleger unserer Gemeinde, sie sehen dabei nur Sabbats kein TV)
Ein Fußballspiel, insbesondere dieses am kommenden Sabbat wird nichts zu unserem Wachstum beitragen. Es wird eher die niederen Eigenschafen in uns hervorrufen. Wir werden uns vielleicht freuen können, wir werden aber auch hassen und uns aufregen und uns schwören, dass die Argentinier noch schlimmer sind, als die Italiener vor vier Jahren. Wir werden aber auf jeden Fall nicht in die Nähe Gottes eintreten, so wie es eigentlich ursprünglich von Gott geplant war. Oder wer weiß, vielleicht werden herausgefordert, zu vergeben...

Wenn der Verzicht auf TV am Sabbat nur eine Form eines exklusiven Frömmigkeitsverständnisses einer besonderen (ethnischen, theologischen) Gruppe innerhalb unserer vielfältigen Gemeinde ist, dann soll dieses Thema niemanden berühren - ist der Verzicht auf TV am Sabbat im Gedanken der Heiligung des biblischen Sabbats verankert, dann sollte uns das Thema ganz dringend berühren. Um diese Frage zu beantworten (Was sagt die Bibel über den Sabbatheiligung aus) werden wir uns nicht allein auf unser Gefühl und unsere Meinung verlassen können. Wir werden die Bibel aufschlagen müssen. Am besten zu der klassisch - adventistischen Jugendstundenzeit. Sabbat, um 16:00 Uhr.
Viele Grüße und Gott mit Euch
Miki

4 Kommentare:

KaMaRa hat gesagt…

AMEN!!!

Anonym hat gesagt…

Ich finde es sehr komisch, dass so eine Diskussion natürlich wieder nur bei uns "sta-lern" auftritt. Eine Religion ist doch dafür da um Gemeinschaft zu fördern nicht um sie zu zermürben. Natürlich entstehen bei vielen Meinungen auch Diskussionen und solange diese konstruktiv bleiben ist dagegen auch nichts ein zu wenden.

Da stellt sich mir aber die Frage, hat es einen Nutzen eine riesen Diskussion über ein Thema anzufangen, welches nach sechs Wochen nicht mehr vorhanden ist?
Ich wage zu behaupten, dass es keine Sünde ist, sich am Sabbat für 130 Minuten ein Fußballspiel anzusehen.
Meine Begründung:
Wir sind geneigt alles nach Prinzip zu sehen. Aber nur Maschinen handeln nach einem festgelegtem Prinzip.
Der Mensch handelt aus Überzeugung und ich bin davon überzeugt, dass jeder "Sta-ler" ein persönliche, individuelle Bindung zu Gott hat uns somit mit Gott und sich selbständig entscheiden kann, welche für ihn persönlich die richtige Entscheidung ist.

Viele andere, nicht mehr konstruktive, Diskusionen in unserer Freikirche könnten mit dieser Thechnik besser gelöst werden.

Freue mich auf konstrucktive Kritik.

sabbatum

Familie Keller hat gesagt…

Was bin ich froh, dass mich Fußball nicht die Bohne interessiert ;-)
Also ich hab`s Spiel nicht geschaut (nur bei den Nachbarn mitghört *tröööööööt*).

Allerdings habe ich gerstern einen "weltlichen" Kollegen zum grillen eingeladen, um halt mal über Gott und die Welt zu reden. Ob jetzt das Aufbauen und vorbereiten für`s grillen "verboten" ist...??

Ich weiß es nicht! Jedoch grille ich nicht jeden Tag, habe die Woche über manchmal recht wenig Zeit für Familie und Freunde. Da kommt mir dann der Sabbat gerade recht ;-)

Gemeinschaft mit Gott und Menschen (in dieser Reihenfolge!)......das ist IMHO der Sinn des Sabbat.
Fernsehen kann ich die ganze Woche, eine besonders tiefe Gemeinschaft mit Gott macht am Sabbat mehr Spaß - da stört mich die Arbeit nicht mittendrin.

Da der Mensch immer zu Extremen neigt, wird sich auch beim Thema "Sabbat" kein goldener Mittelweg finden lassen. Und so muß ich meinem anonymen Vorredner Recht geben, denn jeder kann sich fei entscheidem was er am Sabbat macht. Ob es in Gottes Augen richtig ist.........steht auf einem anderen Blatt.

Gruß, Jan

Andy Weber hat gesagt…

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