Dienstag, Juni 02, 2009

Was der Esel nie erfuhr



Ich erzähle euch eine Geschichte von einem Esel. Der Esel hieß Iooh – (seine Schwester hieß Iaah). Eines Morgens wurde er früh geweckt. Er bekam besonders viel essen zum Frühstück – er wußte, dass er seinen Herren und Besitzer wahrscheinlich auf eine länger Reise begleiten musste.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Es war noch sehr frisch. In den Zelten herum schliefen die meisten schon . Nur sein Besitzer und drei andere Männer waren dabei die Sachen zu packen - Zelte, Decken, Holz, Essen, Wasser, alles was man so für eine länger Reise gebraucht hätte.

Der Esel kannte alle aus der Siedlung. Der alte Mann war der Chef von allen. Er hatte ihn schon über 100 von Kilometern begeleitet. Er stammte eigentlich aus einem ganz anderen Land. Er konnte sich erinnern, wie er und seine Schwester Iaah einen schweren Karren gezogen haben – Monate lang – aber der alte Mann war immer gut zu ihm, gab ihm immer gut zu essen.

Der andere Mann war sein Sohn. Iooh, konnte sich erinnern als er geboren wurde. Alle freuten sich wie verrückt, als wäre da ein Wunder passiert. Später erzählte ihm ein Eselfreund, nämlich einer der für die Frau vom Chef arbeitete, dass es wirklich ein Wunder war, weil die Frau alt ohne Ende war und garnicht Kinder kriegen konnte.

Die anderen zwei Männer waren auch Leute aus der Sippe, aber eigentlich nur Helfer und Aufpasser.

Und so gingen sie, Iooh, der alte Mann, sein Sohn (ca 20 Jahre) und die zwei Begleiter los. Was Iooh aber sofort merkte, das war die komische Stimmung bei den Leuten. Vor allem der alte Mann war seltsam. Normalerweise war er immer gut drauf, aber jetzt war er irgendwie traurig und immer in Gedanken. Er wollte kaum was essen, kaum trinken.

Als die erste Nacht kam, da waren alle sehr müde. Sie schliefen bei dem Feuer nur so ein. Iooh auch, aber irgendwann piekte ihn ein Stein am Bauch und er wollte sich ein wenig bequemer hinlegen, da machte er kurz die Augen auf – und da konnte er was sehen.

Alle schliefen tief und fest, aber der alte Mann, der war wach und schaute ins Feuer, dass immer noch brannte. Iooh tat so, als würde er schlafen, aber er schielte rüber und sah und hörte, dass der alte Mann mit jemandem redete. Wahrscheinlich machte er das was er schon 8 Mal vorher getan hatte – mit Gott reden.

Iooh kannte Gott. Gott war gut. Gott hatte ihn geschaffen. Gott hatte ihn lieb. Die Menschen waren komisch, weil viele von ihnen an Ihn nicht glauben wollten – dabei wußte jeder Esel, dass es einen Gott gab.

Am nächste Tag ging es weiter und da irgendwo weit weg konnte man schon einen Berg sehen. Die beiden Helfer redeten und sie sagten, dass sie im Land Morija waren. Der alte Mann war immer noch komisch. Der junge Mann war eigentlich ganz ok, er fütterte Iooh oft mit einer Rüber oder mit einem Apfel.

Die nächste Nacht kam - wieder das selbe Spiel. Alle schliefen, nur der alte Mann nicht und Iooh, aber das wusste der alte Mann nicht. Er saß jetzt ganz nah bei seinem Sohn. Er schaute ihn ganz ganz lange an und dann sah Iooh etwas, was er bei dem alten Mann noch nie vorher gesehen hatte. Er sah, wie er ganz traurig weinte.

Iooh schloß die Augen und fragte sich, was geht hier eigentlich vor? Wo gehen wir eigentlich hin? Wieso ist der alte Herr so seltsam traurig.

Am nächsten Morgen waren sie schon an dem Fuß eines Berges. Auf einmal verabschiedetet sich der alte Mann und sein Sohn. Iooh war froh, weil er ein wenig entlastet wurde. Das ganze Holz, das er schleppen musste, dass hatte jetzt der Sohn aufgeladen und sie gingen den Berg hoch.

Bevor sie hoch gingen, da drehte sich der alte Mann zu den Helfern um und sagte: “Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Junge wollen dorthin gehen, und wenn WIR gebetet haben, wollen WIR wieder zu euch kommen!“ (Genesis 22,5)

Ach sooo, sie wollen nur beten gehen – wieso sagt er es nicht gleich. Und er war so stolz, weil er gesagt, dass sie bei dem Esel bleiben sollten. Das war wie. „Iooh, die Jungs bleiben bei dir, pass gut auf sie auf!“

Einige Stunden später kamen sie wieder vom Berg herunter. Beide, so wie es der alte Mann gesagt hatte. Er sah ganz anders aus. Wieder der Alte, noch besser, viel glücklicher – der Sohn, der sah auch gut aus, vielleicht ein bißchen wackelig in den Knien – aber das wird wohl die Anstrengung gewesen sein, dachte sich Iooh.

Und so gingen sie nach Hause. Iooh, die zwei Diener, Abraham, der alte Mann und sein Sohn Isaak. Iooh sollte nie erfahren, was da wirklich passiert war, als er die Tage mit den Menschen unterwegs war.

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